Beistand in schwersten Zeiten

20 Jahre Hospizkreis Ottobrunn

Seit 20 Jahren steht der Hospizkreis Schwerstkranken, deren Angehörigen und Trauernden zur Seite.
Wilhelm Klein, stv. Vorsitzender, spricht über die bedeutsame Arbeit des Vereins.

Welche Rolle spielt der Hospizkreis Otto- brunn im gemeindlichen Leben?
Der Hospizkreis Ottobrunn (HKO) betreut insgesamt sieben Gemeinden im südöstlichen Landkreis München: Das Gebiet reicht von Neubiberg im Norden bis hin nach Aying ganz im Süden sowie von Brunnthal im Westen bis nach Putzbrunn im Osten. In allen Gemeinden sind Hospizbegleiterinnen und -begleiter tätig. Von den Gemeinden erhalten wir auch finanzielle Unterstützung.

Zusätzlich unterhalten wir ein enges Versorgungsnetzwerk. Wir sind hier in engem Kontakt mit Heimen, Apotheken, Pfarreien und Ärzten. Kurzum: Mit allen Stellen, die nötig sind, um schwerstkranke Personen gut betreuen zu können.

Zu Neubiberg gibt es sogar eine besondere Verbindung, drei unserer Vorstandsmitglieder wohnen in der Gemeinde. Öffentlich in Erscheinung treten wir bei verschiedenen gemeind- lichen Veranstaltungen. In Neubiberg gibt es auch Angebote des Hospizkreises in Kooperationen mit dem Seniorenzentrum. Trotz guter Vernetzung und aller Aktivitäten würden wir uns einen höheren Bekanntheitsgrad wünschen.

Seit wann und warum engagieren Sie sich?

Das Interesse am Hospizkreis und seiner Arbeit rührt von einer persönlichen Erfahrung mit Tod und Trauer her. Oft wissen wir nicht, wie wir mit einem schweren Schicksalsschlag umgehen sollen und stehen der Situation ohnmächtig gegenüber; ganz egal, ob wir selbst ein solches Leid erfahren oder eine andere Person. Dabei werden wir immer wieder mit Sterben, Tod und Trauer konfrontiert. Die leitende Frage für mich war, wie gehe ich mit sterbenden oder trauernden Menschen um? Wie kann die Hilflosigkeit in solchen Extremsituationen durchbrochen werden? Hier wollte ich dazulernen und bin auf den Hospizkreis gestoßen.

Im Jahr 2009 wurde ich Mitglied im HKO und ließ mich noch im gleichen Jahr zum Hos- pizbegleiter ausbilden, danach zum Trauerbegleiter und begleite immer noch Sterbende und Trauernde.
Seit sieben Jahren bin ich zusätzlich im Vorstand aktiv.

Wer kann sich an den HKO wenden?

Der Grundgedanke des Hospizkreises ist die Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden in ihrer letzten Lebensphase. Diese Zeit soll so lebenswert und würdevoll wie möglich gestaltet werden. In diesem Zusammenhang unterstützen wir natürlich auch deren Angehörige. Darüber hinaus können sich Trauernde bei uns Unterstützung und Hilfe holen.

Auch Schulen und Lehrkräfte können an uns herantreten. Wie bieten altersgerecht aufbe- reitete Schulstunden und ein Projekt mit dem Titel „Wie ist das im Himmel? Gibt’s da Schokolade?“ zu den Themen Tod und Trauer an.

Die Angebote des Hospizkreises sind kostenfrei und stehen allen offen, unabhängig ihrer Religion oder Herkunft.

Wer kümmert sich um Personen, die sich beim HKO melden?
Der erste Kontakt erfolgt über unsere Geschäftsstelle in Ottobrunn. Unsere Koordina- torinnen nehmen die Verbindung mit den Trauernden, Schwerstkranken oder deren Angehörige auf, erfassen die Sachlage und empfehlen, welche Schritte als nächstes erfolgen sollten.

Bei Bedarf vermittelt die Koordinatorin eine Hospiz- oder Trauerbegleitung, das sind entsprechend ausgebildete Ehrenamtliche, die dann bei den Patienten zum Einsatz kom- men. Dabei spielt Sympathie zwischen Patient und Begleiter eine sehr wichtige Rolle, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und um miteinander zu arbeiten.

Mit welchen Angeboten unterstützen Sie trauernde Personen?
Unsere Angebote für Trauernde sind auf unterschiedliche Bedürfnisse abgestimmt. Wir bieten monatlich ein Trauercafé an und veranstalten in regelmäßigen Abständen Wanderungen für Trauernde, die stets auf hohes Interesse stoßen. Wir führen auch Einzelgespräche mit Personen, die eine intensivere Betreuung wünschen, und vermitteln bei Bedarf an Fachstellen weiter. Details dazu findet man auf unserer Homepage.

Unser neuestes Angebot ist ein Film, der im letzten Jahr entstanden ist. Das Video zeigt ein Gedenkritual für Trauernde. Insbesondere in Corona-Zeiten, in denen persönliche Kontakte nur eingeschränkt möglich waren und unsere Gedenkfeiern ausfallen mussten, half der Film Trauernden mit ihrem Schmerz umzugehen.

Außerdem planen wir weitere Formate, wie z.B. Yoga oder Malen für Trauernde. Auch wollen wir eine Selbsthilfegruppe für Männer aufbauen. Wir wissen, dass Männer anders trauern und dem entsprechend sollen deren Bedürfnisse und Wünsche adressiert werden.

Wie sehen Sie sich für 2022 nach der Pande- mie aufgestellt?
Die Hospizbewegung entwickelt sich laufend weiter. Eine neue Idee dazu sind Tageshospi- ze. Mobile Schwerstkranke sollen in der Ein- richtung tagsüber versorgt werden. Das Kon- zept ist sehr aufwändig und kann natürlich nur in enger Zusammenarbeit mit allen Einrich- tungen im Landkreis konzipiert und umgesetzt werden. Auch die Idee einer Palliativ-WG, einer betreuten Wohngemeinschaft ist sehr interessant. Mit diesen Themen werden wir uns in den nächsten Jahren beschäftigen.

Wie werden Sie das Jubiläumsjahr begehen?

Für das Jubiläumsjahr 2022 sind wir in Bezug auf Corona vorsichtig optimistisch: Neben einer großen Jubiläumsfeier im Mai bereiten wir verschiedene Veranstaltungen in allen von uns betreuten Gemeinden vor. Im Herbst soll ein Benefizkonzert in Neubiberg stattfinden, in Vorbereitung sind die Aufführung eines Improvisationstheaterstücks und die Lesung einer unserer Hospizbegleiterinnen, die ein Buch über ihre Erlebnisse dabei geschrieben hat, und einiges mehr. Alle Veranstaltungen und Termine werden noch bekanntgeben.

Wir freuen uns über reges Interesse an unseren Veranstaltungen und wenn es gelingt, den Hospizkreis und seine bedeutsame Arbeit noch mehr in die Öffentlichkeit zu rücken.

Hospizkreis Ottobrunn

„Sie sind nicht allein!“, verspricht der Hospizkreis Ottobrunn e. V. (HKO). Er steht Menschen respektvoll und einfühlsam zur Seite, die am Ende ihres Lebens stehen. Ungeachtet ihres Alters. ihrer kulturellen, gesellschaftlichen, weltanschaulichen und religiösen Herkunft hilft er, die verbleibende Lebenszeit würdevoll und lebenswert zu gestalten. Auch wer einen Angehörigen verloren hat, wird vom HKO liebevoll begleitet. Der Hospizkreis ist als unabhängiger ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst in sieben Gemeinden aktiv, so auch in Neubiberg. Drei hauptamtliche Koordinatorinnen werden von der Verwaltung und rund 80 ehrenamlichen, umfassend ausgebildeten Hospiz- und Trauerbegleitern unterstützt. Die Dienste des HKO sind kostenfrei.

Hospizkreis Ottobrunn e.V. · Friedenstraße 21 · 85521 Ottobrunn · (089) 66 55 76 70 info@hospizkreis-ottobrunn.de · www.hospizkreis-ottobrunn.de.

Quelle: NANU_3_22